Fit im Alter

Pferdesenioren bleiben bei angepasster Fütterung und individuell abgestimmtem Bewegungsprogramm lange gesund und fit. 

Worauf man achten muss und welche Möglichkeiten an Trainings es gibt wird im Folgenden erläutert. 

Das Wichtigste vorweg: Bewegung hält gesund! Dies gilt sowohl für den Menschen, als auch für Tiere. Unbenutzte Gelenke, Muskeln, Bindegewebe werden steif, träge und anfällig für Verletzungen. Ein gesundes Mass an Bewegung ist der beste Schutz für den Körper. 

Beim Pferd kommt ein wesentlicher Faktor dazu: die Stimulation des Immunsystem läuft ausschliesslich über die Körper-Bewegung. Anders als beim Menschen besitzt das Pferd keine Muskelzellen, die den Lymphtransport sicherstellen. Der gesamte Lymphtransport kommt zum erliegen, wenn sich das Pferd nicht ausreichend bewegt. (siehe dazu Studien von Prof. Dr. D. Berens von Rautenfeld, TiHo Hannover)

 

Die Psyche ist ein weiterer wichtiger Punkt, den es zu beachten gilt. Ein Pferd langweilt sich schrecklich, wenn es plötzlich zu 100% in Rente auf der Weide oder im Paddock herum stehen muss. Einige Senioren werden dadurch richtiggehend depressiv. Sie wollen gebraucht werden, sie wollen dabei sein. Ihr Körper ist nicht mehr so geschmeidig, der Geist vielleicht etwas langsamer, aber trotzdem sind sie vital und lebenslustig! Sie wollen sich bewegen, und sie müssen, um gesund zu bleiben.

 

Natürlich kann man von einem alten Pferd nicht die gleichen hohen Leistungen erwarten wie von einem Jüngeren. Durch eine angepasste Fütterung, gerade z.B. im Fellwechsel, kann man das Pferd gezielt in seinem Stoffwechsel unterstützen. 

Sehr wichtig ist die Rücksichtnahme auf eventuell vorliegende körperliche Probleme wie Arthrosen. Diese Gelenkveränderungen sind im Training zu berücksichtigen. Die Aufwärmzeit für ein altes Pferd muss wirklich ausreichend lang sein. 20min. Schritt gehen ist wichtig, bei vorliegenden Arthrosen muss man eher mehr einberechnen. 

Rücksicht nehmen muss man auch auf die bindegewebigen Strukturen. Sehnen und Bänder vertragen z.B. tiefe Reitplatzböden oder schwere nasse Böden beim ausreiten nicht mehr gut. 

 

Soll man ein altes Pferd reiten? Ja, wenn es gesund ist, keine hochgradigen Arthrosen hat und es offensichtlich Spass an gemeinsamen Ritten hat. Nehmen sie dabei Rücksicht auf die jeweilige Tagesform des Seniors. Bei feucht-kaltem Wetter zwicken die Gelenk vielleicht doch etwas mehr als sonst, sind steifer. Dann verzichtet man lieber auf einen Ausritt und geht dafür gemeinsam spazieren. So werden die alten Gelenke nicht noch zusätzlich belastet. 

 

Neues lernen - aber sicher. Auch ein Senior kann viel Neues lernen. Lassen auch sie sich auf neue Sachen, zusammen mit ihrem Senior, ein. Klickertraining, Freiarbeit, Senior-Aglility, Tricks... Es gibt so viel, was den Geist fördert und Spass macht. Das Wichtigste ist, dass man etwas zusammen erlebt, und nicht einfach zum alten Eisen abgeschoben wird. Lassen sie dem Pferdesenior genug Zeit, er ist eventuell nicht mehr ganz so schnell in der Auffassung wie früher. 

 

Fütterung

Überprüfen sie regelmässig, ob ihr Senior sein Raufutter richtig kauen kann. Sobald Heubällchen herumliegen muss dringend der Zahnarzt konsultiert werden. Ein altes Pferd fällt sehr viel schneller zusammen wenn es nicht richtig kauen kann (wobei natürlich auch bei jüngeren Pferde die Zahnkontrolle sehr wichtig ist). 

 

Beobachten sie ihr Pferd im Fellwechsel gut. Hat man den Eindruck, dass es sehr viel Energie benötigt und eher abbaut, muss gezielt zugefüttert werden. Ideal dafür sind z.B. Wiesencobs/ Wiesenflakes,  Reiskleiemehl etc. 

 

Bei Mashfütterung muss man gut auf das jeweilige Pferd achten. Manche reagieren mit einem Abbau an Körpermasse, da die Verdauungsförderung des Mashs zu sehr ihre Wirkung entfaltet. Daher lieber zurückhaltend Mash füttern bei Senioren. 

 

Sorgen sie dafür, dass ihr altes Pferd in Ruhe fressen kann. Sonst entsteht massiver Stress. 

Freie Bewegung

Raus an die frische Luft. Lassen sie ihr altes Pferd mit einem guten Kumpel möglichst viel nach draussen. Evtl. mit einer Decke gegen kalten Wind geschützt. 

 

Bei Gruppenhaltung schätzen es die Pferdesenioren sehr, wenn sie nicht permanent mit den jungen Raufern zusammen sein müssen.

 

Alte Pferde brauchen mehr Ruhezeit, sie fressen langsamer, und sie liegen nicht mehr ab wenn sie das Gefühl haben nicht schnell genug aufstehen zu können. 

 

Daher ist es für ein stressfreies Rentnerleben wichtig, dass ähnlich alte Pferde eine ruhige Seniorengruppe bilden dürfen. 

Achtet man auf tief eingestreute Liegeflächen, können auch die Senioren gut aufstehen. 

Training

Vieles ist möglich, einfach etwas gemütlicher. 

Fordern sie den Senior, aber vermeiden sie eine Überforderung. Er soll sich in seinen Möglichkeiten bewegen und gefordert werden. Passen sie das Pensum dem Alterungsprozess an und vermeiden sie bei Arthrosen gewisse Übungen wie Rückwärtsrichten. 

 

Seitengänge geritten oder an der Hand helfen, geschmeidig zu bleiben.

 

Berg auf und ab fordert die Muskulatur und hält sie stark. 

 

Leichtes Stangentraining, Dual Aktivierung etc. helfen, die Motorik zu schulen. 

 

Geländeübungen, über Bäume klettern etc. halten geistig und körperlich flexibel.

 

Hin und wieder galoppieren belüftet die Lunge und löst viele Blockaden. Und macht auch einem Senior grossen Spass!

 

 

 


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Pferdephysiotherapie, Pferdeosteopathie, Lymphdrainage/Kompression, aktive und passive Rehabilitation, Aufbautraining, Prävention für Sportpferde, Klinik-Begleitung, Turnierbegleitung

Katharina Wild

dipl. Pferdephysiotherapeutin

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